Über die Sandwich-Mitarbeiter (alias Führungskräfte)
Seien wir mal ehrlich: Jeder kennt das Thema der psychischen Belastung von Mitarbeitenden mittlerweile: Steigende Fehlzeiten, Produktivitätsverlust und Fluktuation – in Zeiten von/nach oder vor Corona ein sogar noch präsenteres Thema. Ein Grund, warum es das Thema sehr häufig in die Medien schafft. Nicht selten liegt die Ursache bei der Führungskraft: Beispielsweise durch eine zu starke Überwachung, zu wenig Vertrauen und geringe Wertschätzung der Mitarbeitenden. Es ist nicht abzustreiten: Die Gesundheit der Mitarbeitenden zu verbessern ist ein zentrales und wichtiges Thema –auch für unsere Mitarbeiterbefragungen, die wir als B&C SALUTION für andere Unternehmen anbieten. Ich finde jedoch, dass man die Führungskräfte nicht immer nur als „Schuldige“ darstellen sollte. Dabei lässt man nämlich außer Acht, dass auch Führungskräfte selbst belastet sein können. Deshalb bin ich der Meinung, dass diesem Thema zukünftig mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte als bislang: Wer bei Google nach „Belastung von Mitarbeitern“ sucht, erhält insgesamt 15,3 Mio. Ergebnisse. Gibt man „Belastung von Führungskräften“ ein, spuckt Google nur noch 1,5 Mio. Ergebnisse aus. Damit einhergehend ist der MEHQ (www.mehq.de) einer der wenigen Fragebögen zur psychischen Gefährdungsbeurteilung, der ein eigenes Führungskräftemodul zur Messung der spezifischen Belastungen von Führungskräften beinhaltet.
Diese ergeben sich unter anderem aus der sogenannten „Sandwich-Position“: So müssen Führungskräfte sowohl den Erwartungen ihrer Mitarbeitenden als auch denen ihrer eigenen Vorgesetzten gerecht werden. Gleichzeitig müssen sie manchmal unschöne Informationen an ihre Mitarbeitenden weitergeben (wie z.B. Kürzungen, Kündigungen) – und das nicht immer in Übereinstimmung mit ihrer eigenen Überzeugung. Im Anschluss müssen sie die Reaktionen der Mitarbeitenden auffangen. Außerdem haben sie zwei praktisch grundverschiedene Aufgaben, die sie zeitlich unter einen Hut bringen müssen: Die Mitarbeiterführung sowie ihre fachlichen Aufgaben. Auch das ist nicht immer so einfach möglich und führt zu Belastungen.Nimmt man die spezifischen Belastungen von Führungskräften zusammen, hat das, wie in meiner Dissertation dargestellt (https://edoc.ub.uni-muenchen.de/21057/), nachweislich starken Einfluss auf die psychische Gesundheit und die Wechselbereitschaft von Führungskräften.
Mein Appell: Auch Führungskräfte sind nur Menschen – nicht immer perfekt, aber sie sollten ebenso als solche beim Thema „Psychische Gesundheit“ berücksichtigt werden – und hoffentlich in Zukunft ein wenig mehr als bislang!
Dr. Bettina Zweck, B&C SALUTION GmbH